November 2014 Atlantiküberquerung

Die Atlantiküberquerung 23.11 - 6.12.2014 (Tag 1 bis 13)

Der Start der ARC2014 wurde leider einen Tag durch Starkwind verzögert und so warteten wir gespannt auf den 24. November .Um 11:00 war unser Start. Wir kamen in einem großen Teilnehmerfeld recht gut über die Startlinie. Mehrere Stunden fuhren wir Seite an Seite mit anderen Booten bis wir uns für eine küstennahe Route um Gran Canaria entschieden So konnten wir die Winddüse am Airport mit 40 Knoten mitnehmen. Wir flogen förmlich über die Wellen. Das änderte sich leider in der Nacht südlich Gran Canaria. Wir hatten so gut wie keinen Wind und dümpelten mit 1..2 Knoten Fahrt dahin. Andere Schiffe drehte es bei dem schwachen Wind und so kam uns ein Katamaran einmal sehr gefährlich nah. Wir hätten den
Motor einschalten sollen um voran zu kommen. Aber wer vergibt gern am ersten Abend seine Diesel Reserven.

In den nächsten Tagen konnten wir wieder etwas Strecke gut machen. Allerdings hatten wir 3 bis 4 m Welle und kalt war es ebenfalls. Wir waren also noch weit von der Barfußroute in der die Butter schmelzen soll weg. Die Wetterberatung der Wetterwelt hat uns aber immer gut geholfen den effektiven Weg nach St. Lucia zu finden. Das Kurzwellen-Funkgerät konnten wir ebenfalls gut nutzen.  Jeden Tag 12:00 findet die englische
Funkrunde statt und ich moderiere 16:00 die deutsche Funkrunde. Im Moment sind wir ein deutsches Drei- bzw. Viereck bestehend aus SY Loni3, Cat Bear Balou, SY Rosae, SY Ambandom.   Wir haben auch schon 3 Goldmakrelen gefangen und verspeist. Es schmeckte sehr gut. Die Crew
hat auch schon erstaunliche Fähigkeiten entwickelt im Kochen unter Seegang. Fast jeden Abend kommt was Leckers auf den Tisch und so bleibt die Stimmung an Bord immmer sehr gut.

Inzwischen sind wir in der Passatzone angekommen. Die Butter schmilzt auch und das Wetter ist im Moment traumhaft. Blauer Himmel, Sonnenschein und in der Nacht Vollmond. So machen die Wachen tagsüber und in der Nacht Spaß. Allerdings werden wir oft in der Nacht von Squalls heim gesucht , das sind Wolken mit Regen und starkem Wind die uns von Ost nach West überholen und uns zum Segel reffen zwingen. Über
unsere Funkrunde erfahren wir, dass Falk von der SY Rosea einen Zusammenstoß mit einem Buckelwahl hatte. Erst spielten sie mit dem Schiff dann rissen sie ihm den Schleppgenerator ab. Auch sowas passiert auf dem Atlantik. Gestern am 5. Dezember hatten wir Bergfest. Wir stießen zünftig mit französischem Champagner an. Heute ist der 6. Dezember , also Nicolaus und wir fahren frohen Mutes dem 2. Advent entgegen. Heute Abend empfangen wir das nächste Routenupdate von Meno Schrader von der Wetterwelt. Dann haben wir wieder die optimale Route für die nächsten Tage. Im Moment haben wir noch 1358 sm bis St. Lucia. 

Die Atlantiküberquerung 07.12.2014 - 17.12.2014 (Tag 14 bis 24)

Die zweite Hälfte der Überfahrt beginnt wieder mit nächtlichen Squalls und Tagsüber mit moderaten Wind NE 18 Kn. Am Nachmittag fangen wir unsere vierte Goldmakrele, die noch am gleichen Tag verspeist wird. So langsam stellen wir das Angeln ein, da wir mal wieder etwas Anders essen wollen. Die Squalls werden zunehmend stärker und kommen öfter. Einmal hatten wir 45 kn Wind innerhalb eines Squalls. Wir nutzen diese um ein wenig mehr Geschwindigkeit zu machen , da tagsüber der Wind stark nachlässt. Plötzlich bekommen wir Probleme mit dem Westerbecke
Generator, den wir zum Laden der Batterien brauchen. Man kann prinzipiell auch die Hauptmaschine nutzen, aber der Generator verbraucht weniger Diesel. Nach einem Anruf bei Patrick auf den Nauticat Werft können wir das Problem lösen. Der Generator war einfach unterfordert durch das eintönige Laden mit wenig Leistung. Nach dem Start des Wassermachers oder der Klimaanlage wurde genug Leistung abgefordert und der Generator sprang mit ordentlicher Leistung an. Kurz darauf stellt sich ein weiteres Problem ein. Unsere Hauptmaschine, die wir manchmal
bei sehr wenig nutzen, hat nur noch die halbe Leistung. Der Grund könnte ein verschmutzter Turbolader sein. Die halbe Leistung reicht aber aus um uns wenn nötig mit Motor voran zu bringen. Unsere Ressourcen Diesel, Wasser und Proviant sind alle im grünen Bereich. Nur das Bier kann knapp werden, da wir uns vorgenommen hatten pro Tag maximal ein Bier zu trinken. Seit einigen Tagen fahren wir in einer Entfernung von 20 sm zusammen mit einem französischen Katamaran. Patrice der Skipper fährt mit seinem Sohn und einem Schäferhund nach Martinique. Mitten auf dem Ozean treffen wir uns dann zu einem Fotoshooting mit entsprechendem Smalltalk über UKW.

 Jetzt kommen Tage mit wenig Wind und viel Sonnenschein. Ich nutze dies um meine Fähigkeiten in der Astronavigation also Navigieren mit Sextant, Uhr und nautischem Jahrbuch zu trainieren. Mit dem Ergebnis bin ich zufrieden.  Ich habe eine Abweichung vom GPS Standort von 15 nautischen Meilen und der berechnete Kurs zum Ziel ist der gleiche wie GPS es anzeigt. Also kann man im Notfall auch ohne Elektroenergie und Computer auskommen und ans Ziel kommen. Unsere Vorgänger auf dieser Strecke haben es ja genau so gemacht.  Unser ETMAL
wird auch wieder besser. Wir erreichen jetzt 120 bis 137 sm pro Tag. Und dann sichten wir das erste mal Land. Es ist Martinique. Kurz darauf folgt St. Lucia. Am Morgen 04:00 in stock dunkler Nacht erreichen wir die Ziellinie und sind natürlich begeistert über das Erreichte. Ein professioneller Fotograf begleitet unsere Zieldurchfahrt in einem Beiboot. Doch plötzlich nehme ich in der Dunkelheit einen Schatten wahr und in letzter Sekunde kann ich die Maschine anwerfen und den Rückwärtsgang einwerfen. Mitten in der Fahrtrinne zum Hafen ankert ein unbeleuchtetes Schiff und in der Freude über das erreichte Ziel haben wir eventuell nicht gründlich genug in das Radar geschaut. Fünf Meter vor dem fremden Schiff kommen wir zum Stoppen und können gerade so ausweichen. In der Rodney Bay Marina empfängt und das ARC Begrüßungsteam und zu unserer
Überraschung unsere Segelfreunde Martina und Gerald von der Tanoa. Sie haben sich nach einer Party extra den Wecker gestellt. Wir werden zünftig mit einem RumPunsch begrüßt. Wir köpfen noch unsere letzte Flasche französischen Champagner und sind alle guter Dinge.

Das war also die lange geplante Atlantiküberfahrt. Reine Segelzeit war 22 Tage und acht Stunden. In Nachgang muss ich sagen, das die Beschreibungen in diversen Büchern nicht so eingetroffen sind. Es war eben nicht nur Segelsetzen, Beine hoch und alle Naturelemente treiben uns in die Karibik. Es war anders. Jeder Tag brachte neue Winde und Wellen. Nachts begrüßten uns bis zu zehn Squalls. Und so hatten wir die ganze Zeit gut zu tun. Es kam keine Langeweile auf und es war nie gefährlich. Die Stimmung war sehr gut an Bord und jeder hat sich im Team wohl
gefühlt. Für Alle war es ein unvergessliches schönes und etwas anstrengendes Ereignis das wir alle in unserer Erinnerung behalten werden.

Nach viel SmallTalk mit anderen Seglern und einer Abschlußparty ging es dann am 22. Dezember nach Hause zu unseren Familien.